Lomo steht für „Leningradskoe Optiko Mechanichesckoe Objedinenie“ was soviel heisst wie Leningrader Vereinigung für Optik und Mechanik. 1982 wird im Auftrag des KGB eine Japanische Kompaktkamera kopiert – das Resultat ist die Lomo. Bald wird die Lomo in grossen Mengen fabriziert, nicht nur zu Spionagezwecken.
1991 kaufen einige Wiener Studenten in Prag unbedarft ein paar alte Soviet-Kameras und schiessen damit wie wild in der Gegend herum. Als sie die billigst entwickelten Bilder abholen, trauen sie ihren eigenen Augen nicht: unzählige stimmungvolle, amüsante, unerwartete Photos hat dieses kleine Kästchen eingefangen – die Lomo-Idee ist geboren.
„The whole thing was more spontaneous than planned. We were driven by an insatiable thirst of new, different, wilder, wackier images. Images that, above all, conveyed one thing: speed and sadness, fun and frustration, sweat and love, passion and burden. Images that show what the real world looks like, just the way things are, the people out there doing everyday things, gesturing, their clothes and quirks, and how we actually feel when we can’t wrench our finger from the button on the camera.“
Von Wien aus verbreitet sich Lomo in Windeseile. Heute ist die Lomographische Gesellschaft in fast allen Herren Länder mit eigenen Botschaft vertreten, neben dem alltäglichen Lomographieren aller Lomographinnen und -grafen finden die verquertesten Events, Auststellungen, Wettbewerbe usw statt.
Das soziale und visuelle Credo der Lomographie hat die Funktion und Ästhetik der Fotografie in den 90er Jahren stark beeinflusst. Heute zählt die Community der Lomographinnen und Lomographen mehr als 500.000 Mitglieder weltweit, zu ihnen gehören so gewöhnliche Menschen wie du und ich, aber auch Berühmtheiten wie Brian Eno, Laurie Anderson, David Byrne, Pulp, Underworld, Helmut Lang, Moby, Robert Redford, um nur einige zu nennen. Die lomographische Idee – sei schnell, don’t think, sei offen gegenüber deiner Umgebung, nimm alles auf, sammle und habe Spass an der Kommunikation – hat sich zu einer eigenen Wahrnehmungs- und Kommunikationskultur entwickelt, die sich über das lomographische Netzwerk verbreitet. Der kreative Ansatz – die spielerisch-kreative Kombination von Low- und High-Tech und die Verknüpfung einer Kultur-Institution mit einem kommerziellen Foto- und Designunternehmen – gibt der lomographischen Bewegung eine sehr exquisite Rolle im Zeitalter der globalen und grenzenlosen (Tele-)Kommunikation mit Sprache, Text und Bild.
Wo das alles hinführt? Die Lomographische Gesellschaft bastelt, baut und tüftelt gemeinsam mit hunderttausenden, ja bald Millionen von LomographInnen immer und immer weiter an dem immerwährenden lomographischen Sisyphos-Projekt: dem LomoWeltarchiv – dem umfassendsten und vollständigsten Schnappschussarchiv aller Zeiten mit allen, ja wirklich allen verrcktesten und unmöglichsten An- und Augenblicken unserer Zeit! Wo sich dieses Archiv befindet? In den Schuhschachteln der LomographInnen, auf den Stühlen, Tischen, Kommoden und an den Decken, Böden und Wänden lomographischer Wohnungen, in lomographischen Alben, Büchern und Ausstellungen, in den Lomographischen Botschaften aller Welt, in der Zentrale der Lomographischen Gesellschaft in Wien und als höchste Form der Selektion und Konzentration online im „LomoWorldarchive“ auf der weltumspannenden Kommunikations- und Informationsschaltzentrale der Lomographie: www.lomography.com. Und tatsächlich: Das Archiv wächst und wächst und wächst – täglich, stündlich, minütlich!